Auf großes Interesse stieß die Veranstaltung von huntig4future anlässlich der Deutschen Waldtage am Sonntagnachmittag im Wald von Herbert und Alexander Riepl nahe Thann. Dürre und Borkenkäfer hatten mit Sicherheit ihren Anteil, dass trotz unsicherer Witterungsverhältnisse über 40 Interessierte den Weg in den Wald fanden.
Während eines zweieinhalbstündigen Waldspaziergangs zeigten die beiden Brüder dabei eindrucksvoll den Einfluss der Jagd auf die nächste Waldgeneration. Während andernorts im Kleinprivatwald außerhalb von Zäunen meist nur blanker Waldboden hervorscheint, sahen die Besucher im Wald der Riepls gemischte Naturverjüngung mit bis zu 10 verschiedenen Baumarten. Schon bei der Begrüßung wurde die Notwendigkeit einer waldorientierten Jagd verdeutlicht. Wollte man die derzeitigen und in den nächsten Jahren entstehenden Kalamitätsflächen einzig durch Pflanzung wiederbewalden, bräuchten wir in einem Zeitraum von 10 Jahren allein in Bayern 1-2 Mrd. Forstpflanzen, so Alexander Riepl. Darüber hinaus müssten diese Kulturen mit hunderttausenden von Kilometern Zäunen geschützt werden. Nicht nur aus finanzieller Sicht ein Unding, auch werden sich in diesen Zäunen unzählige Wildtiere verfangen und dabei elendiglich zu Grunde gehen.
Schon beim ersten Waldbild wurde der unmittelbare Zusammenhang von Jagd und Verjüngung deutlich. Obwohl bereits vor knapp 20 Jahren durchforstet, fanden die Teilnehmer in der üppigen Naturverjüngung keine Tanne die älter als 10 Jahre war. Und genau seit 10 Jahren üben wir die Jagd im Sinne des Waldes aus, merkte Herbert Riepl an. Waldbesitzer Rupert Schlauderer berichtete, ähnliches habe er bereits gestern bei einer Veranstaltung in Markt Indersdorf gesehen. Dort wurde die Jagd erst vor 5 Jahren umgestellt und darum ist die älteste Tanne dort auch nur 5 Jahre alt. Weiter ging es zur nächsten Naturverjüngung mit über 10 verschiedenen Baumarten. Für viele Besucher nicht zu glauben, dass auf dieser Fläche 2016 der Borkenkäfer wütete. Insgesamt mussten damals ca. 50 fm Käferholz gefällt werden. Die einzelnen in der Verjüngung enthaltenen Eichen nahm Alexander Riepl zum Anlass auf den „teilweise absurden Förderwahnsinn“ hinzuweisen. Auf der einen Seite fördert die Staatsregierung über das Waldförderprogramm das Aufstellen so genannter Häherteller zur Verbreitung von Eichel- und Buchensamen, andererseits darf in Bayern nach wie vor Eichelhäher geschossen werden. Laut Streckenliste werden in Bayern jährlich ca. 20.000 Eichelhäher erlegt. Unterwegs waren auch einige Biotopbäume zu sehen. Aufgrund der Käferproblematik sind hier besonders Laubbäume geeignet. Auf zwei Käferflächen der jüngsten Vergangenheit wies Herbert Riepl auf die bereits vorhandene Verjüngung hin. Auf dieser Schadfläche wird sich der Steuerzahler, wie schon 2016, die Fördergelder für aufwendige Pflanzmaßnahmen sparen. Die Tücken einer sonst im Kleinprivatwald notwendigen Zäunung stachen den Teilnehmern an diesen Waldbildern besonders ins Auge. Welche Größe und Verlaufsform soll der Zaun haben? Wie viele Bäume zerstören beim nächsten Sturm auf dem Zaun?
Während der abschließenden Diskussion kam neben den ökologischen Aspekten auch das Finanzielle zur Sprache. Ein Hektar Wald zu pflanzen, zäunen und pflegen kostet je nach Baumartenzusammensetzung zwischen 10.000 und 20.000 €. Ausfälle durch Trockenheit, Mäusefraß oder Bewässerungskosten noch gar nicht mit eingerechnet. Wollte man allein den finanziellen Verlust ausgleichen, müsste eine Jagdpacht von mindestens 100 € pro Hektar und Jahr bezahlt werden. Zum Schluss forderte Alexander Riepl die Anwesenden auf selbst die Jägerprüfung abzulegen. Es sei naiv zu glauben, ein erholungssuchender Unternehmer, Jurist oder Arzt habe Zeit und Lust für den Wald zu jagen.