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Links4Soils

Ergebnisse und Informationen zum Interreg-Forschungsprojekt über die Ökosystemleistungen des Bodens

Abschlussbericht des Interreg-Forschungsprojekts der Marktgemeinde Kaufering
von Ludwig Pertl, Förster und Projektleiter bei Links4Soils

Auswirkungen/Ergebnisse des Projektes:
Mit dem Bau des Biomasseheizkraftwerkes Kaufering im Jahre 2006 war es möglich, ein Konzept für eine „Nachhaltige Anpassung mit den Kräften der Natur“ zu etablieren.
Das Ziel war es, das Werk im Umkreis von 15 km zu versorgen, Trink- und Hochwasserschutz zu verbessern, besseren Boden zu entwickeln, die Biodiversität auch mit besserer Jagd zu erhöhen und die Gesundheitsleistungen zu sichern.
Die im Jahre 2013 gemessenen Klimaschutzkonzepte für den Landkreis Landsberg und den Markt Kaufering belegten die Wirksamkeit der Anlage (Landkreis Landsberg 11,9 to CO-2/Jahr/Einwohner- Markt Kaufering 5.0 to CO-2/J/Einwohner).
Schwerpunktmäßig haben 5 Kommunen (Kaufering, Scheuring, Obermeitingen, Igling, Fuchstal) das Konzept unterstützt und auch die WBV Landsberg hat die Belieferung des Werkes übernommen.
Dank des Links4Soils-Projektes, indem die 5 Kommunen die deutschen Partner waren, konnten nun die Annahmen gemessen und untersucht werden. Ebenso konnte unsere These belegt werden, dass mehr und besserer Boden zu höherem Biomassezuwachs führt.
Die Realität, dass bei Schotter- und Aueböden inzwischen das Wasser in der Vegetationszeit der begrenzende Faktor wird, konnte ebenfalls belegt werden.
Bei den Lehmböden sind wir an die Grenze angelangt und werden diese bei steigenden Temperaturen in Kürze überschreiten.
Im Jahre 2008 wurden die ersten Energiewälder gesteckt und ab 2009 lief sowohl ein Forschungsprojekt der Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft als auch eine intensive Zusammenarbeit mit der Hochschule Weihenstephan/ Straubing. Dabei wurden jährlich Projektwochen Ende Juni und eine Vielzahl von Studentenarbeiten durchgeführt.
In der Projektzeit wurden jährlich verschiedene Bodentypen (2017 Schotterböden, 2018 Aueböden, 2019 Lehmböden) untersucht und der Unterschied bei den verschiedenen Baumarten herausgearbeitet.
Die Ergebnisse wurden in den Praxistagen im Ende Juni und zum Tag des Bodens im Dezember vorgestellt.
Unsere Ergebnisse wurden auch in anderen Regionen (Traunstein, Oberstaufen) vorgestellt und in der Praxis dort gezeigt

Zusammenarbeit und Synergien:
Dank unserer Partner von den anderen Ländern konnten wir deren Wissen nutzen oder unsere Expertise einbringen.
Sowohl in Prägraten als auch in Innsbruck wurde unser Wissen eingebracht.
Dank der Hilfe der Universität Innsbruck konnten wir im Jahr 2018 die Aueböden in Scheuring wesentlich intensiver beproben und den „lebendigen Auebodenlehrpfad“ entwickeln und fertigstellen.
Die Ergebnisse konnten wir bei den Bayer. Bodenschutztagen des Umweltministeriums präsentieren und mit einem Artikel begleiten.
Dank unserer Ergebnisse wurde auch zunehmend die Öffentlichkeit aufmerksam und wir bekamen eine große Beachtung.
So wurde auch überregional (Landwirtschaftliches Wochenblatt, Ökologischer Jagdverband, Dauerwald) intensiv über die Ergebnisse unseres Projektes berichtet.
Das Bayerische Fernsehen hat in der Sendung: Gut zu Wissen am 10.11.2018 einen Beitrag über unser Projekt gesendet und wir waren am 2+3.12.2019 eingeladen, bei der EU in Brüssel mit Hilfe der EU Abgeordneten Ulrike Müller, unsere Ergebnisse dort zu präsentieren.

Partnerschaft und Projektmanagement:
Der Markt Kaufering war als Praxispartner unter all den anderen wissenschaftlichen Spezialisten ein besonderer Partner.
Die Kombination von Wissenschaft und Praxis war hierbei die Herausforderung.
Dieses Beispiel war dank der langjährigen Entwicklung und Zeitreihen besonders und einmalig.
Ebenso war unser Schwerpunkt auf den „lebendigen Boden“ - mit Feinwurzeln und Regenwürrmern - einmalig.
Daher war es für uns schwierig, die notwendigen Daten in den 3,5 Jahren zu ermitteln und wir konnten unser Ziel eines Handbuchs für „Nachhaltige Anpassung“ fertig zu stellen nicht erreichen.
Die Unterstützung durch die Partner (Uni Innsbruck) lief hervorragend und unsere Idee des „lebendigen Bodens“ hat sich in der Projektgruppe bestmöglich durchgesetzt und wurde voll übernommen.

Kommunikation:
Der beste Beweis wie erfolgreich unser Projekt verläuft ist die Tatsache, dass der Landkreis Landsberg und die Stadt Landsberg ein Folgeprojekt beantragt hat, um die Ergebnisse aus unserem ersten Projekt zu übernehmen, sie fertigzustellen und auf den ganzen Landkreis zu übertragen. Damit dient es als positives Beispiel für viele Regionen.
Der Beitrag zu den Bayerischen Bodenschutztagen in Marktredwitz im Oktober 2018 war eine positive Erfahrung, da dort zum ersten Mal das Thema Waldböden bei einer Veranstaltung des Umweltministeriums gezeigt wurde.
Die Einladung zur EU nach Brüssel im Dezember 2019 mit Vorstellung und Diskussion unsere Ergebnisse bedeutet für uns ebenfalls eine herausragende Anerkennung der Arbeit und der Ergebnisse.

Ausblick in die Zukunft:
Die Herausforderungen für die Zukunft ergeben sich aus den Problemen der Gegenwart und den fehlenden Ergebnissen für die Praxis.
Erst wenn positive praktische Beispiele erfolgreich umgesetzt worden sind und erfolgreich laufen, können sie vervielfältigt werden.
Das bisher größte Problem stellen derzeit die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dar.
Alle teilnehmenden Kommunen im Beispiel Kaufering arbeiten derzeit defizitär.
Die positiven Ökosystemleistungen und die Verbesserung des Bodenzustandes wird weder anerkannt, noch bei Entscheidungen bewertet und berücksichtigt.
Alle Planungen und Genehmigungen führen daher in die falsche Richtung.
Wer Klima, Boden und Ökosystemleistungen schädigt erzielt hohe Gewinne, wer sie schützt und verbessert, muss Geld bezahlen.
Solange dies der Fall ist benötigen wir noch Unterstützung um die fehlenden Ergebnisse messen und belegen zu können.
Da der Boden das Segment ist, wo wir am meisten bewirken können, hoffen wir auf eine erfolgreiche Fortsetzung und Förderung für ein Folgeprojekt, um die restlichen Fragen zu klären.
Unser Ziel, Geld für Ökosystemleistungen zu generieren ist genauso überlebenswichtig, um positive Beispiele in Europa umzusetzen, wie auch ein Handbuch für Nachhaltige Anpassung, wo lokal, regional die notwendige Anpassung erfolgen kann, um die Folgen des Klimawandels abzupuffern und die Ziele der Agenda 2030 zu erreichen.

Folgende Schriften des Interreg-Projekts AlpineSoils und Links4Soils sind neu erschienen und stehen als Download bereit:

 

Die Ökosystemleistungen des Bodens in Kürze (Infobroschüre)

Die Broschüre gibt eine kurze Übersicht über die wichtigsten Ökosystemdienstleistungen des Bodens.

Die ausführliche und illustrierte Version „Soil Ecosystem Services in the Alps – An introduction for decision-makers“ (Ökosystemdienstleistungen des Bodens in den Alpen – Eine Einführung für Entscheidungsträger) ist als Buch erhältlich. (www.alpinesoils.eu)

Regenwürmer – unsere Partner für einen widerstandsfähigen, lebendigen Boden in den Bergen
„Diese Broschüre soll einen genaueren Einblick in die einzigartige Stellung geben, die diese Tiere in den Ökosystemen einnehmen, von welchen unser Überleben abhängt. Wir werden uns besonders auf die Bergböden konzentrieren, die lange Zeit wegen der klimatischen und geographischen Begebenheiten, die ihre Fruchtbarkeit einschränken, vernachlässigt wurden. Besondere Aufmerksamkeit wird auch den Waldökosystemen gewidmet. Wir werden die einzigartige, wenig bekannte Rolle der Regenwürmer in unseren Wäldern entdecken, trotz der beträchtlichen Schwierigkeiten, die ihnen durch die Schwerkraft und das Wetter in den Bergen auferlegt werden.“ (Auszug aus dem Vorwort, übersetzt aus dem Französischen)

Nachhaltiger Umgang mit Boden (Infoflyer)

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter www.alpinesoils.eu und https://www.alpine-space.eu/projects/links4soils/en/home

 

Auslesen eines Dendrometers

Bilder: Jana Schmidt-Tesch

Projektwoche Regenwurm

Bild: Jana Schmidt-Tesch