Kitzrettung

Eine Zusammenstellung des ÖJV Bayern

Rehkitze sind bestens getarnt: Erst als der Hund immer wieder Witterung aufnahm, erkannte der Jäger das Rehkitz einen Meter neben dem abgelegten Beagle!

(Bild: Dr. W. Kornder)


 

Passive Methoden vor dem Mähen:

  • Aufstellen von Scheuchen (Kunststoffbeutel etc. auf längerem Stock)
  • Duftstoffe zur Wildvergrämung
  • Aufstellen von Geräuscherzeugern, Radios etc.
  • Durchgehen, am besten mit Hund

Diese Mittel sollen dazu dienen, das Wild von der Fläche zu vergrämen, das heißt, die Geiß führt aufgrund der Beunruhigung ihre Kitze aus der Wiese heraus. Wichtig ist, dass die Anwendung erst am Tag vor dem Mähen erfolgt, ansonsten kann ein Gewöhnungseffekt eintreten und die Geiß führt ihre Kitze wieder in die Wiese zurück.


Vorteile: kostengünstig, geringer Personalaufwand
Nachteil: man hat vor dem Mähen keine Kontrolle, ob die Maßnahme erfolgreich gewirkt hat.  

Aktive Methoden vor dem Mähen:

  • Absuchen der Fläche mit Personen
  • Absuchen der Fläche mit Wärmebilddrohne

Entscheidend für den Erfolg der Maßnahmen ist, dass sie unmittelbar vor dem Mähen durchgeführt werden (beim Drohneneinsatz am Besten in den frühen Morgenstunden, da hier der Temperaturunterschied zwischen Wiese und Tierkörper am größten ist. Die Kitze werden aus der Wiese getragen und in einem Wäschekorb etc. eingesperrt um zu verhindern, dass sie zurück in die Wiese gelangen. Wichtig ist, dass sie keinen menschlichen Geruch annehmen, da es sonst sein kann, dass die Geiß sie nicht mehr annimmt (Berühren nur mit einem Grasbüschel zwischen Hand und Tier, Tragen von Handschuhen, etc.).

 

Vorteil: in der Regel klarerer Sucherfolg als mit den passiven Maßnahmen

Nachteile: Wärmebilddrohnen sind teuer und nur in den frühen Morgenstunden effektiv.  Absuchen mit mehreren Personen ist personalintensiv und oft wenig erfolgreich. Bei vielen Helfern wird das Wiesengras zertrampelt.

 

  • Wiese anmähen: Wenn am Tag vor dem Mähen ein/zwei Streifen in der Mitte oder auch am Rand der Wiese gemäht werden, führt die Geiß in der Regel die Kitze aus der angemähten Wiese.

 

Vorteil: Kann vom Landwirt eigenständig und alleine gemacht werden.
Nachteil: Ein zusätzlicher Arbeitsgang.

Der Bauer hier hat einmal am Vorabend Streifen angemäht und arbeitet dazu auch noch von der Mitte aus.  (Bild: Dr. W. Kornder)


Passive Methoden während des Mähens:

  • Mähen der Wiese von innen nach außen 

Wird mit dem Mähen von außen begonnen, wird den Wildtieren der Fluchtweg in den Wald abgeschnitten (Tiere flüchten ungern über frischgemähte Wiese, da keine Deckung mehr vorhanden ist). Durch den Beginn in der Mitte wird den Tieren die Flucht durchs hohe  Gras hin zum Wald ermöglicht

  • Akustischer Kitzretter am Mähwerk montiert

Durch schrille Töne werden Wildtiere aus der Wiese vertrieben. Diese Möglichkeit ist kostengünstig, hilft allerdings erst bei Kitzen und anderen Wildtieren, die bereits einige Tage alt sind. Ganz junge Kitze ducken sich bei Gefahr dennoch ins Gras, anstatt zu flüchten

Aktive Methoden während des Mähens:

  • Tiererkennungssysteme am Mähwerk

Der Landtechnikhersteller Pöttinger hat das Wildtiererkennungssystem SENSOSAVE entwickelt, welches durch Infrarotsensoren Wildtiere in der Wiese erkennt. Über ein Gestänge vor dem Mähwerk wird der Mähstreifen überwacht und im Ernstfall das Mähwerk blitzschnell angehoben. (Die Fa. Pöttinger hat dazu ganz aktuell ein sehr informatives Prospekt heraus gebracht: Assistenzsystem zur Tiererkennung - SENSOSAFE - Zum Wohl von Wild- und Nutztieren)

Der große Vorteil in diesem System liegt darin, dass auch ganz junge Kitze gefunden und geschützt werden können, welche noch nicht flüchten.
Nachteil des Systems ist der hohe Preis (für eine Front- und Heckmähkombination ca. 15.000,- Euro) und die Anforderungen an Schlepper und Mähwerken (System funktioniert nur, wenn Schlepper und Mähwerk über eine Isobus-Steuerung verfügen, was aktuell noch alles andere als Standard ist).

 

Pöttinger SENSOSAVE: Das Gerät der Fa. Pöttinger erkennt Kitze und andere Tiere und hebt das Mähwerk blitzschnell  an. (Mit fr. Genehmigung der Fa. Pöttinger aus dem neuen Prospekt zum SENSOSAVE)


 

Grundlegende Prävention:

  • Angepasste Schalenwildbestände

Die effektivste Methode, um unnötiges Tierleid bei der Mahd zu vermeiden, ist allerdings die Schaffung angepasster Wildbestände. Dadurch wird der Lebensraum Wald wesentlich verbessert und die Rehgeißen sind nicht mehr gezwungen, ihre Kitze in die Wiese zu setzen, sondern in die Einstände im Wald. Da bei angepassten Wildbeständen der innerartliche Revierdruck deutlich geringer ist und die Reviere im Wald ruhiger und größer werden, setzen die Geißen eher in diesem geschützteren Raum. Diese Erfahrung wird von vielen Jägern bestätigt, welche sich für ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Wald und Wild einsetzen.

 

Nachteil: Keiner
Vorteil: Hierdurch profitieren sowohl der Wald, als auch Landwirt und Jäger und vor allem das Wild, das weniger Stress hat und gesünder ist.

Wiesen am Waldrand sind bei hohen Rehwildbeständen besondere Gefahrenbereiche. (Bild: Dr. W. Kornder)