Oktober 2019
Am 21.10. trafen sich 12 Interessierte in Fürth vor dem Werkstor der RUAG Ammotec. Nach einem geschichtlichen und heutigem Gesamtüberblick über RUAG (= Rüstungs AG, zu 100% im Besitz der Schweiz)
ging es an die Werksführung auf dem 65ha großen Gelände. Es gibt mehrere Standorte in verschiedenen Ländern. Hauptsitz ist in Fürth. Verschiedene Divisionen stellen Munition, Luftfahrttechnik und
einiges mehr an militärischen und zivilen Gütern her. Etwa 70% der Munitionsfertigung geht derzeit in den militärischen und Behördenbereich, 30% in den Jagdlichen / Sportlichen (RWS, Geco,
Rottweil, Norma, Cineshot).
Schwerpunkt der Führung war Hülsenfertigung und Zündhütchen. Das Treibladungspulver wird in der Schweiz hergestellt und hier nur abgefüllt. Das Thema wurde also nur kurz gestreift. Die
Geschossfertigung stand auf Grund von Wartungsarbeiten. Zu sehen gab es auf Grund der beinahe vollautomatischen Fertigung wenig, aber die Hintergrundinformationen waren recht interessant.
Vor allem die vielen Prüfschritte zwischen den Fertigungsschritten (z.B. vor der Pulverabfüllung wird bei jeder Patrone noch einmal kontrolliert, ob der Zündkanal auch wirklich angelegt ist, Nach
der Füllung (Abfüllung nach Volumen) wird noch einmal der Füllstand in der Hülse kontrolliert, usw.) waren erstaunlich. Bei einigen Sachen wie Verschlussabstand, Zündfreudigkeitsunterschiede von
Zündhütchen, Auswirkungen von Übergangskonus auf die Präzision und Haltbarbeit von Waffen, ging es dann schon etwas abseits der Munitionsherstellung sehr weit ins Detail.
Jedes Los wird in den werkseigenen Schießstätten probegeschossen und nach verschiedenen Kriterien (Gasdruck, Geschossgeschwindigkeit, Treffgenauigkeit min. 30mm Umkreis bei 5 Schuss auf 100m,
usw.) geprüft. Das Thema bleifrei wurde ausführlich diskutiert. Aber auch Fragen nach den Möglichkeiten die Materialeigenschaften zu beeinflussen, waren interessant zu hinterfragen.
Das Argument seitens unseres Werksführers, die to Blei hätte früher 1000,- DM und heute 4500,-€ gekostet, konnte beim Nachrechnen jedoch die Preissteigerungen nicht rechtfertigen: Früher 1
Pf Bleimaterialkosten je Geschoss, heute 9 Pf.
Was blieb an praxisrelevanten Informationen hängen?
Die Führung endete mit einer Mittagsesseneinladung in der hervorragenden Werkskantine.
Ach ja: Fotos waren nicht erlaubt, sonst wäre an dieser Stelle mindestens eines gewesen!
Michael Bartl