Der Ökologische Jagdverein (ÖJV) ist ein 1988 gegründeter Jagdverband, der sich der ökologischen Jagd verpflichtet hat. Der ÖJV reformiert aktiv das deutsche Jagdwesen und trägt dazu bei, dass die Jagd auch in Zukunft in der Gesellschaft Akzeptanz findet. Der ÖJV Bayern ist der älteste von 16 Landesverbänden, die im Bundes-ÖJV organisiert sind.
Der ÖJV sieht die Jagd als eine legitime Form der nachhaltigen Naturnutzung an. Die Ökologie soll dabei als wertfreie Wissenschaft Grundlagen für die Jagd liefern, von der Waldbau, Natur-, Arten- und Tierschutz betroffen sind. Aufgabe der Jagd ist es, in der Kulturlandschaft ökologische und unzumutbare ökonomische Schäden zu verhindern und eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen zu ermöglichen. Demzufolge muss beispielsweise das Schwarzwild wegen seiner Schäden in der Landwirtschaft reguliert werden.
Anpassung an heutige Anforderungen gefordert
Darüber hinaus ist aus Sicht des ÖJV eine grundlegende Anpassung der Jagd an die heutigen gesellschaftlichen Anforderungen, wildbiologischen Erkenntnisse und ökologischen Zusammenhänge dringend erforderlich. Dies betrifft z. B. das überholte Aussetzen von jagdbaren Tieren, die Aktualisierung der Jägerausbildung, ein Abschussverbot von Hunden und Katzen, Fallenjagd nur mit behördlicher Einzelgenehmigung oder die Verkürzung der Liste der jagdbaren Tierarten, auf die, die wirklich bejagdbar sind.
Bedeutung des Schutzes der Wälder
Aufgrund der aktuellen Umweltprobleme, allen voran des Klimawandels und der damit einhergehenden massenweisen Vermehrung des Borkenkäfers, steigt die Bedeutung des Schutzes der Wälder. Deshalb muss der Waldbau grundsätzlich und der Umbau der Wälder durch die Jagd unterstützt werden. Das Wachstum der Wälder aber wird maßgeblich durch das Schalenwild beeinflusst, da Hirsche, Rehe, Gämsen, Damwild und andere Schalenwildarten mit zunehmender Wilddichte durch Verbiss, Schälen und Fegen ihren Lebensraum schädigen oder zerstören.
Wald vor Wild
Die Folgen zu hoher Schalenwildbestände sind entmischte Wälder mit Tendenzen zu Monokulturen, geringere Diversität und dadurch geringerer Stabilität; damit verbunden sind zudem höhere ökonomische Kosten durch künstliche Pflanzung, kostenintensive Zäunungen oder andere Schutzmaßnahmen.
Schalenwild muss deshalb so bejagt werden, dass sich die Wälder ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen verjüngen können, so dass der Schwerpunkt ökologischer Jagd im Aufbau naturgemäßer, gemischter Wälder liegt. Nutzung und Schutz gehen hier Hand in Hand.
Aufgrund der Wildschäden im Wald durch Wildverbiss, Fegen und Schälen kam es seit den 1970er Jahren verstärkt zu einer Gegenbewegung gegenüber der bisherigen Jagdpraxis. Horst Stern wies in seiner Natursendung „Sterns Stunde“ 1971 darauf hin, dass das Rotwild aufgrund der Überhege seinen Lebensraum, den Wald, zerstört.
Kritische Stimmen zur Jagd aus Naturschutzkreisen von BN, BUND und NABU mehrten sich. Die Jagdkritik von Seiten der Tierschützer nahm zu. Ökologen und Wildbiologen hinterfragten zunehmend die etablierte Jagd durch Kritik an der Selektion nach Trophäen, an der kontraproduktiven Winterfütterungen etc., und Stimmen aus Forstkreisen wiesen vehementer auf gravierende Waldschäden durch das Schalenwild hin.
Die Sensibilität in der Gesellschaft und in den Staatsforstverwaltung stieg zudem mit den neuartigen Waldschäden, anderen Waldkalamitäten und der zunehmenden
Klimaveränderung. Die deshalb immer stärker propagierte naturgemäße Waldwirtschaft forderte ebenfalls die Reduzierung der Schalenwildbestände.
Auf diesem Hintergrund wurde 1988 federführend durch Prof. Dr. Richard Plochmann zusammen mit anderen, wie Horst Stern, der
Ökologische Jagdverein gegründet.