Ein Landwirt und Waldbauer aus Überzeugung
Johann Poller aus Salling bei Kay ist am 15. März 2021 im Alter von 66 Jahren verstorben. Er verstarb unerwartet im Kreis seiner Familie. Sein Leben war geprägt von Überzeugung und Eigenverantwortung. Sein Name stand für ein vorausschauendes Handeln als Landwirt und als Waldbesitzer. Weggefährten erinnern sich: „Er hatte immer einen klaren Standpunkt und er wusste stets auf was es ankommt“. Verantwortung musste er schon früh übernehmen. Sein Vater starb als er 2 Jahre alt war. Die Mitarbeit am elterlichen Hof und bei der Waldarbeit war er schon von jungen Jahren an gewöhnt.
Ein großes Thema hat ihn aber stets beschäftigt - die waldgerechte Jagd. Dass im Wald Zäune gebaut werden müssen damit sich der gepflanzte Jungwuchs entwickeln oder sich der Wald natürlich
verjüngen kann, das wollte er nie akzeptieren. Zusammen mit anderen Waldbesitzern wollte er daher die Dinge selbst in die Hand nehmen. Die Idee der Eigenbewirtschaftung durch die
Jagdgenossenschaft schien deshalb das richtige Mittel zu sein. Beim ersten Anlauf in der Jagdgenossenschaft konnte er sich und seine Mitstreiter noch nicht durchsetzen aber 1993 nach sorgfältiger
Vorbereitung stimmte eine Mehrheit der Jagdgenossenschaft für das damals „revolutionäre“ Modell. In Bayern war es wohl einer der ersten Eigenbewirtschaftung überhaupt. Was heute von vielen
praktiziert wird, war damals ein Wagnis, weil die Verpachtung von Jagdrevieren das „Normale“ war und man nicht wusste, welche Hürden oder Probleme die Umsetzung gefährden würden. Der Aufschrei in
der traditionellen Jägerschaft war deshalb auch groß. Aber das beunruhigte den Poller Hans nicht. Das Jagdrecht ist mit Grund und Boden verbunden, betonte er immer wieder.
Hans Poller war von 1990 bis 2005 stellvertretender und von 2005 bis 2020 Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Kay. Sein großes Engagement für die Bauernjagd erstreckte sich aber weit über das
eigene Umfeld hinaus. Von 2003 bis 2020 war er Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften im Kreisverband Traunstein. Darüber hinaus wirkte er als Ortsobmann des Bayerischen
Bauernverbandes und als Vertreter der Jagdgenossenschaften im Bezirksverband Oberbayern, dessen Sprecher er von 2014 bis 2019 war. Hans Poller war auch ein gern gesehener Referent bei vielen
Jagdgenossenschafts-Versammlungen in ganz Bayern, seine direkte Art die Dinge beim Namen zu nennen und sein großer Erfahrungsschatz bei der Umsetzung der Eigenbewirtschaftung begeisterten viele
seiner Zuhörer.
Er war aber auch davon überzeugt, wenn die Waldbauern mit eigenen Augen sehen können, welches Potential im Wald steckt und wie sich der Wald aus eigner Kraft verjüngt, dann werden auch andere
diesen Schritt hin zur Eigenbewirtschaftung gehen und die Jagd selber in die Hand nehmen. Die Jagdgenossenschaft Kay war deshalb für viele Jagdgenossenschaften aus Bayern und dem angrenzenden
Österreich ein beliebtes Ausflugsziel. Mit Stolz und Engagement führte Hans Poller seine Gäste in den Wald und zeigte Ihnen wie sich die Tanne und die vielen Mischbaumarten auch ohne Zaun
natürlich verjüngen können und ein Mischwald entstehen kann. Vom Grundsatz Wald vor Wild, davon war er überzeugt. Von der Trophäenjagd hielt er nicht viel und Pflichthegeschauen für überholt und
als Überbleibsel einer früheren Zeit.
Um auch selber jagdlich aktiv zu werden, machte er noch spät den Jagdschein. Bei seinem Wirken war er stets bemüht auch die nächste Generation für die Sache zu begeistern. Dass in den letzten
Jahren viele der jungen Hofnachfolger in Kay den Jagdschein gemacht haben, das war sein Verdienst. Gerne hätte er es gesehen, wenn die Jagd als Unterrichtsfach in den Landwirtschaftsschulen
angeboten worden wäre und die Schüler den Jagdschein hätten machen können. Veranstaltungen mit politischen Vertretern und Behörden nutzte er stets, um die Anliegen
der Waldbesitzer überzeugend zu vermitteln. Nie war es sich zu Schade auch unangenehme Fragen zu stellen. Aber das brachte ihn auch viel Respekt und Wertschätzung ein.
Bei allem, was er getan hat, hatte er aber auch Glück, weil ihm seine Frau Rosa daheim am Hof immer den Rücken freigehalten hat. Hans Poller hinterlässt eine große und schmerzliche Lücke.
Wir hätten ihn noch gebraucht, auch als Mensch und Freund.
Die Jagdgenossenschaft Kay wird sein Andenken bewahren.
Zum Tode von Johann Poller möchte ich seinen Angehörigen mein aufrichtiges Beileid aussprechen. In seiner Familie ist sicher eine schmerzliche Lücke entstanden und deshalb wünsche ich Ihnen viele
liebe und gute Erinnerungen an ihn, die helfen, diese Lücke zumindest ansatzweise zu füllen.
Johann Poller war Mitglied im Ökologischen Jagdverein Bayern. Wir sind uns auf Veranstaltungen, bei der Mitgliederversammlung oder zu anderen Anlässen immer wieder begegnet. Das Bild unten
entstand bei einer Exkursion aus Mittelfranken nach Kay im Oktober 2005. Das letzte Telefonat liegt nur wenige Wochen zurück.
Ich habe Hans Poller als zurückhaltend, unaufdringlichen, aber sehr klar und bewusst schätzen gelernt. Was er für richtig erachtet hat, das hat er auch aufrecht und mit Nachdruck vertreten.
Solche Menschen sind gerade in der heutigen Zeit sehr wichtig und wir im ÖJV Bayern sind dankbar, dass wir ihn in unseren Reihen hatten.
Wir verlieren mit Johann ein geachtetes Mitglied, an das wir gerne zurückdenken.
Der ÖJV Bayern schließt sich dem Nachruf von Gerhard Huber an, der auf dem Bild von 2005 links neben Hans Poller zu sehen ist.
In stiller Verbundenheit,
Dr. Wolfgang Kornder
(1. Vorsitzender ÖJV Bayern)
Bild (W. Kornder): Von links Gerhard Huber, Hans Poller