Ansprache von Dr. Wolfgang Kornder zur Verleihung des
Wald-vor-Wild Preises 2014 an die Stadt München
Forst Kasten 10. Oktober 2014, 14.00 Uhr
2005 wurde ins Waldgesetz des Freistaates Bayern der von Ministerpräsident a.D. Edmond Stoiber 1995 geprägte Begriff „Wald vor Wild“ aufgenommen. Damit erhielt eine fortschrittliche Zuordnung,
die von vielen Fachleuten über Jahrzehnte hinweg angemahnt wurde, Gesetzesrang. Es ist keine Frage, dass damit eine viele Jahrzehnte bestehende Schieflage beseitigt wurde. Der Freistaat Bayern
hat damit Maßstäbe gesetzt.
Gesetzliche Zielvorstellungen bedürfen der Umsetzung. Wie das Forstliche Gutachten in Bayern zeigt, hapert es hierbei nach wie vor bei ca. 50% der Hegeringe. Umso wertvoller und wichtiger
sind Positivbeispiele, die zeigen, dass und wie es geht, und die somit motivieren und den Prozess vorantreiben. Aus diesem Grunde hat der ÖJV Bayern 2010 erstmals den „Wald-vor-Wild Preis“,
damals an den mutigen und kämpferischen Waldbauern Georg Hinterstoißer, verliehen. War es damals ein Einzelkämpfer der ersten Stunde, ist es heute keine geringere unter den Städten Bayerns als
die Landeshauptstadt selbst. Der ÖJV Bayern ist stolz, der Stadt München heute diesen Preis überreichen zu können.
Dass dem so ist, ist dem Engagement der im Forst der Stadt München tätigen Kommunalreferenten, dem Leiter der Forstabteilung, den Förstern, Begehungsscheininhabern und anderen Mitjägern zu
verdanken. Was sie mit ihrer Jagd geschaffen haben, kann sich sehen lassen, wurde von uns gesehen, und muss gewürdigt werden.
Alle Genannten sind im wahrsten Sinne des Wortes für diesen Erfolg unerlässlich. Es bedarf eines Kommunalreferenten, der seiner Forstabteilung den Rücken stärkt und nicht beim ersten Gegenwind
umkippt. Das ist die Grundvoraussetzung, damit sich auf einer solchen Fläche kontinuierlich und stetig natürlicher Erfolg, wesentlich in Form der Naturverjüngung entwickeln kann. Herzlichen Dank
an dieser Stelle an Sie, Herr Markwardt.
Dann bedarf es einer forstfachlichen Leitung, die in der Lage ist, den Überblick zu behalten, zäh am Durcharbeiten festzuhalten und die nötige Motivation zu vermitteln. Das ist Ihnen Herr
Linder und auch Ihrem Vorgänger Herrn Wimmer bestens gelungen. Dass man dazu viele Rückschläge einstecken muss, dass da nicht alles glatt läuft, weiß jeder, der auf die Jagd geht und noch mehr
der, der Verantwortung über Reviere hat.
Niemand bejagt 5000 ha alleine. Da gehört eine Mannschaft dazu, die mitmacht, die begeistert jagt, die ihr Handwerk versteht, die bereit ist dazu zu lernen, die den Gemeinschaftserfolg oben an
stellt. Da sind natürlich zuallererst die Revierleiter gefragt, die zusammen mit Gästen und Begehungsscheininhabern den Grundsatz „Wald vor Wild“ nach unten brechen. Dass das angesichts
regulierter Schalenwildbestände manchmal ganz schön schwierig, ich möchte fast sagen frustrierend ist, weiß jeder, der sich verantwortlich auf diesem Felde bewegt hat und bewegt. Umso mehr
spreche ich Ihnen meine Hochachtung dafür aus, was Sie im Wald der Stadt München geleistet haben und leisten.
Organisatorischer Unterbau für eine solche Leistung sind Managementpläne, die der Jagd eine eindeutige Aufgabe zuteilen. Hier im Forst München dient die Jagd dem Wald. Diese Aufgabe ist zwar auch
im Artikel 1 des Bayerischen Jagdgesetzes festgeschrieben, wo es darum geht den landeskulturellen Verhältnissen angepasste Wildbestände herzustellen, aber ungeachtet dessen geht es hier oft nach
dem Grundsatz: Papier ist geduldig. Im Forst der Stadt München stehen die Managementpläne nicht nur auf dem Papier, sondern werden umgesetzt, werden vorbildlich umgesetzt.
Die klassische Trophäenjagd oder ein wässriges „Wald und Wild“, in dem letztlich der Wald doch nur Kulisse für die Jagd ist, gibt es nicht. Auf dieser Basis stellt sich als Ergebnis ein,
was der ÖJV-Slogan kurz und bündig formuliert: „Der Wald zeigt, ob die Jagd stimmt!“. Und in diesem Wald geht es dem Wild, dem Schalenwild besser als je zuvor, weil der innerartliche Stress und
die Nahrungskonkurrenz zurückgehen.
Dass dem so ist, belegen die betriebsinternen Traktverfahren und das Forstliche Gutachten des Ministeriums, das ja bekanntlich alle drei Jahre erhoben wird. Dass dem so ist, sieht auch jeder, der
es sehen will, wenn er in den Wäldern der Stadt München spazieren geht: Standortgerechte Naturverjüngung zu Hauf, am Taubenschlag z.B. die üppige Tannenverjüngung, in Forst Kasten z.B. die
gepflanzte Eiche – gepflanzt deshalb, weil es keine Alteichen gibt.
Möglich wird dies durch bestens organisierte Drück- und Ansitzjagden. Einzelansitz, Kirrungsjagd. Jährlich ca. 9 größere und dazu viele kleinere Drückjagden ergänzen sich.
Das, was hier umgesetzt wurde, ist vorbildlich. Die Stadt München kann stolz darauf sein und die Bayerische Gesellschaft kann dies dankbar annehmen. Dankbar deshalb, weil wir im Zuge des rasanten
Klimawandels immer mehr auf stabile Wälder angewiesen sind. Leider sind die Stabilisationsgaranten dieser Wälder wesentlich Baumarten, die das Schalenwild, allen voran das Rehwild gerne
frisst. Dort wo die Verjüngung dieser stabilisierenden Baumarten wie Eiche oder Tanne gelingt, schlagen wir sozusagen einen Nagel ein, der dem Klimawandel am ehesten trotzen kann. Das ist der
Grund, weshalb unsere Gesellschaft Forstverwaltungen und Jägern dankbar sein sollten, die dies ermöglichen.
Die Stadt München hat in ihren Forsten solche Nägel eingeschlagen und der ÖJV Bayern würdigt dieses Engagement mit dieser Preisverleihung.
Auf der Urkunde heißt es:
Der Ökologische Jagdverein Bayern e.V. (ÖJV) verleiht
der Stadt München
für ihre Verdienste um eine waldfreundliche, zukunftsfähige Jagd den
„Wald-vor-Wild Preis“
des ÖJV Bayern 2014.
Die Stadt München hat durch eine konsequente Bejagung im Stadtwald die Verjüngung und insbesondere die Naturverjüngung weitgehend ohne Schutzmaßnahmen ermöglicht und so zum Aufbau
stabiler gemischter und artenreicher Wäldern beigetragen. Sie hat damit den im Bayerischen Waldgesetz festgeschriebenen Grundsatz „Wald-vor-Wild“ vorbildlich umgesetzt.
Dr. Wolfgang Kornder